Darmstädter Echo vom 20. Oktober 1975 (Ausgabe Pfungstadt).
Pfungstädter haben Kontakt mit aller Welt.
Mädchen und Jungen der Pfadfinder bildeten mit Ober-Ramstädter Verein eine JOTA-Station
Pfungstadt. (rnhj) Die Völkerverständigung erfolgte in englischer Sprache, die Begegnung im Äther per Funkwellen. Mit Hilfe der ,,Amateur-Radio-Club-Station DK0MM Portable QTH Pfungstadt" beteiligte sich der Verband Christlicher Pfadfinder und Pfadfinderinnen Pfungstadt am "18. Jamboree-on-the-air" dem sogenannten ,,Jota". Für die Pfungstädter Mädchen und Jungen - sie hatten auch die St-Georgs-Pfadfinder und alle interessierten Bürger zum Besuch eingeladen - war diese Reise per Funk ein überaus interessantes Erlebnis, das die ganze Nacht zum Sonntag hindurch dauerte.
Wir berichteten bereits: Lust zu diesem Unternehmen bekamen die Christlichen Pfadfinder durch die Teilnahme zweier Jungen aus ihren Reihen am Welt-Jamboree. Der Kontakt ,,in die weite Welt" war damit sozusagen aufgenommen. Neue Pläne gibt es bereits. Nächsten Sommer wollen zwei Gruppen der Pfungstädter in ein Lager nach Dänemark fahren. Das ,,Jamboree-on-the-air" allerdings hätten die Pfungstädter Pfadfinder nie erleben können, wenn sie nicht Manfred Gröninger als Verantwortlichen hätten. Denn er war es, der bei einer anderen Pfadfinder-Angelegenheit im Norden durch ein Plakat auf die ,,Begegnung in der Luft" über Funkwellen aufmerksam geworden war. Eine Reihe weiterer Zufälle halfen, daß die Ober-Ramstädter am Samstag vormittag in die noch leerstehende Etage im Hause der Bäckerei Rühl in der Hahner Straße 1 einzogen, um ihre Sender und Antennen aufzubauen. Die Leitung des Ober-Ramstädter Amateur-Funk-Clubs hat als Vorsitzenden Heiner Rossmann, der natürlich auch in Pfungstadt zugegen war.
Eine UKW- und zwei Kurwellen-Stationen nahmen gegen 13 Uhr die Verbindung ,,mit der Welt und den Pfadfindern" auf. Und nicht nur die Pfadfinder selbst waren stolz auf die Verbindungen die da zustande kamen, sondern auch die Funker freuten sich über so manchen gelungenen Kontakt, der auch für sie Seltenheitswert hatte.
Glasgow, Oslo, Tel Aviv, die Niederländischen Antillen, Gibraltar, Zypern, Uruguay, Montevideo und Norwegen waren nach zwei Stunden schon zu hören gewesen. Aus Norwegen waren es zum Beispiel fünf 14- und 15jährige Pfadfinderinnen, die schon eine Funklizenz haben. Sie sprachen von 250 Kilometer nördlich des Polarkreises, was den Funker Hermann Zinke zu der Bemerkung veranlaßte: "Das ist ja fast am Nordpol!" Über die UKW-Station wurden die kleinen Kontakte geknüpft, nach Oppenheim, Singen, Lahnstein und so weiter.
Die Pfungstädter Pfadfinder - wozu ja auch Mädchen gehören - pendelten ständig hin und her, um ja nichts zu verpassen. Wer dazu eingeteilt war, trug sorgsam alle Verbindungen ein. Denn man will den Funkkontakt ja auch postalisch bestätigen. Die Versorgung der jungen Leute und der Funker hatten Pfadfinder-Mütter übernommen. Die Bäckerei Rühl stellte nicht nur den Platz zum Funken zur Verfügung, sondern auch noch Brot und Brötchen.
Ob bei den Pfungstädter Christlichen Pfadfindern jemals eine Funkergruppe bestehen wird, ist noch nicht abzusehen. Im Laufe des Tages und der Nacht gab es noch vielfältige Kontakte, so auch mit Victoria, Ohio, Westbrock, Illinois, Florida und Masachratles (alles USA), Tokio, Hiroschima (Japan), Nord-Irland, Dublin und Birmingham (England), Bethlehem (Israel), Stockholm (Schweden), Hammerfest und Ålesund (Norwegen), Neapel (Italien), Oulu (Finnland), Stadskanal Holland), Torny (Rußland), Beford (Luxemburg), Porta Deljese (Portugal), und El Salvador.