Freitag, 30. Juni 1995 Odenwälder Nachrichten
Ober-Ramstädter Funkamateure zeigten ihre Möglichkeiten
Wie jedes Jahr vom Fronleichnamstag bis zum darauffolgenden Sonntag präsentierten die Ober-Ramstädter Funkamateure auf ihrem Clubgelände"Eiche" oberhalb des gleichnamigen Neubaugebietes der Öffentlichkeit ihr Hobby. Zahlreiche Besucher ließen sich auch von dem durchgehend schlechten Wetter nicht davon abhalten, sich anzusehen, wie Fotos aus dem Weltraum empfangen, mittels Packet Radio über weite Entfernungen Nachrichten von Computer zu Computer ausgetauscht und auf Kurzwelle und UKW Gespräche mit Funkamteuren aus aller Welt geführt wurden.
Diskussionsrunde
Stolz waren Kurt Weber, DL3ZE, und Rainer Neuschaefer, DG7FEG, als es ihnen außer dem Empfangen der Bilder des geostationären Wettersatelliten Meteosat auch gelang, von einem schnell umlaufenden, amerikanischen NOAA-Satelliten ein gestochen scharfes Bild von Mitteleuropa aus etwa 1100 km Höhe zu empfangen und per PC zu dekodieren. als dieser Satellit gerade Europa überflog. Wie auf einer Landkarte waren auf dem Computermonitor im wolkenfreien Norddeutschland Hamburg, die EIbemündung und die friesischen Inseln zu erkennen, während der Rest Deutschlands unter einer dicken Wolkendecke lag.
Matthias Beese, DB8ZL, und René Scheuermann, DG7FEI, führten Packet Radio vor, das den Einstieg in ein weltweites, von Funkamateuren betriebenes Computemetz gestattet, mit dem elektronische Nachrichten gespeichert und weitergeleitet werden. Ihnen gelangen Verbindungen bis nach Moskau und Anchorage.
Die UKW-Station war u. a. von Jürgen Birkener, DG5FEG, und Horst Dowidat, DK9ZU, bemannt. Sie freuten sich über Verbindungen bis nach Ungarn, Tschechien, Italien und Slowenien, sind doch auf den ultrakurzen Wellen durch physikalische Gegebenheiten die Reichweiten begrenzt.
Der Fieldday diente als erster Testlauf für die neue Kurzwellen-Richtantenne, die durch ihre Größe die Aufmerksamkeit jedes Besuchers auf sich zieht, und die erst eine Woche vor Beginn des Fielddays auf ihren 10-m-Mast montiert worden war. Ralf-Rainer Damm, DK9ZT, Peter Bobek, DJ8WL, und Heiner Roßmann, DL3ZE, zeigten sich von ihrer Leistungsfähigkeit begeistert. Trotz schlechten "Funkwetters" gelangen ohne große Mühe Verbindungen zu anderen Funkamateuren in Kuwait, Indien, China, Pakistan, Taiwan, Japan und dem Irak, wobei die Gespräche in Englisch geführt wurden.
Künftig wollen die Ober-Ramstädter wieder verstärkt an internationalen Amateurfunkwettbewerbes, "Contests", teilnehmen (Bericht in den ON vom 16.12.94). wobei sie sich durch die neuen Einrichtungen gute Plätze erhoffen.
Viele Besucher zeigten sich beeindruckt von der Vielzahl und der technischen Qualität der eingesetzten und teilweise selbstgebauten Geräte und dem Nutzen, den die Mitglieder des "Ortsverbandes F39" aus diesen zu ziehen wissen. Nachdem sie sich auf dem schöngelegenen Clubgelände umfassend informiert hatten, wurden die Gäste von Ulrich Psczolla, DD7FG, und Roland Weikert, DG3FAU, mit Getränken und Speisen verköstigt.
Damenriege
Der Ortsverband Ober-Ramstadt des Deutschen Amateur-Radio-C lubs(DARC) zählt derzeit 62 Mitglieder, von denen bisher 58 nach längerem "Büffeln" die gesetzlich erforderliche Amateurfunk-Lize nz erworben haben.
Da nur etwa jeder 1200. Einwohner Deutschlands Funkamateur ist, kann sich dieser Club, der von der Mitgliederzahl her zu den kleineren in der Stadt ansässigen Vereinen gehört, nicht nur aus Bürgern Ober-Ramstadts mit seinen rund 13000 Einwohnern zusammensetzen: sein Einzugsgebiet reicht bis nach Brensbach, Dieburg und Darmstadt. Dabei fühlen sich auch die "Auswärtigen" durch ihre Mitgliedschaft in "F39" der Stadt Ober-Ramstadt verbunden. Alle Funker hoffen, durch die Präsentation am vergangenen Wochenende ihr"Minderheitenhobby" in Ober-Ramstadt etwas besser bekannt gemacht zu haben.